Ludwig van Beethoven
Feuerfarb’
Ich weiß eine Farbe, der bin ich so hold
Die achte ich höher als Silber und Gold;
Die trag' ich so gerne um Stirn und Gewand
Und habe sie ,,Farbe der Wahrheit`` genannt
Wohl blühet in lieblicher, sanfter Gestalt
Die glühende Rose, doch bleichet sie bald
Drum weihte zur Blume der Liebe man sie;
Ihr Reiz ist unendlich, doch welket еr früh
Die Bläue das Himmels strahlt hеrrlich und mild
D'rum gab man der Treue dies freundliche Bild
Doch trübet manch' Wölkchen den Äther so rein!
So schleichen beim Treuen oft Sorgen sich ein
Die Farbe des Schnees, so strahlend und licht
Heißt Farbe der Unschuld, doch dauert sie nicht
Bald ist es verdunkelt, das blendende Kleid
So trüben auch Unschuld Verläumdung und Neid
Warum ich, so fragt ihr, der Farbe so hold
Den heiligen Namen der Wahrheit gezollt?
Weil flammender Schimmer von ihr sich ergießt
Und ruhige Dauer sie schützend umschließt
Ihr schadet der nässende Regenguß nicht
Noch bleicht sie der Sonne verzehrendes Licht:
D'rum trag' ich so gern sie um Stirn' und Gewand
Und habe sie ,,Farbe der Wahrheit`` genannt