Franz Schubert
Lied des gefangenen Jägers, D. 843
Mein Roß so müd in dem Stalle sich steht
Mein Falk ist der Kapp' und der Stange so leid
Mein müßiges Windspiel sein Futter verschmäht
Und mich kränkt des Thurmes Einsamkeit
Ach wär' ich nur, wo ich zuvor bin gewesen
Die Hirschjagd wäre so recht mein Wesen
Den Bluthund los, gespannt den Bogen:
Ja solchem Leben bin ich gewogen

Ich hasse der Thurmuhr schläfrigen Klang
Ich mag nicht sehn, wie die Zеit verstreicht
Wenn Zoll um Zoll diе Mauer entlang
Der Sonnenstrahl so langsam schleicht
Sonst pflegte die Lerche den Morgen zu bringen
Die dunkle Dohle zur Ruh mich zu singen;
In dieses Schlosses Königshallen
Da kann kein Ort mir je gefallen

Früh, wenn der Lerche Lied erschallt
Sonn' ich mich nicht in Ellens Blick
Nicht folg' ich dem flüchtigen Hirsch durch den Wald
Und kehre, wenn Abend thaut, zurück;
Nicht schallt mir ihr frohes Willkommen entgegen
Nicht kann ich das Wild ihr zu Füßen mehr legen
Nicht mehr wird der Abend uns selig entschweben:
Dahin, dahin ist Lieben und Leben! -