Reinhard Mey
Ich bin aus jenem Holze geschnitzt
Ich bin aus jenem Holze geschnitzt
In das man ein Herz und zwei Namen ritzt
Nicht nobel genug für Schachfiguren
Und viel zu knorrig für Kuckucksuhren
Zu störrisch, als dass man Holz auf mir hackt
Grade recht für ein Männchen, das Nüsse knackt
Grade recht für ein Männchen, das Nüsse knackt
Ich bin aus jenem Holze geschnitzt
Aus dem man kaum Pfeile und Bogen schnitzt
Ich habe mich nicht gekrümmt beizeiten
Und wie sie mir alle prophezeiten
Wurde bislang auch kein Haken aus mir
Doch ein Galgen auch nicht – und das lobe ich mir
Doch ein Galgen auch nicht – und das lobe ich mir
Ich bin aus jenem Holze gebaut
Aus dem man wohl keine Madonnen haut
Ich glaube, da taugt mein Stamm schon besser
Für Holzschuh' und für bauchige Fässer
Und für die zwei Stühle, nicht zuletzt
Zwischen die man sich von Zeit zu Zeit setzt
Zwischen die man sich von Zeit zu Zeit setzt
Ich bin aus jenem Holze gemacht
Aus dem man so ziemlich alles macht
Von Suppenlöffeln zu Tabakspfeifen
Von Kuchenformen zu Kinderreifen
Bis zu Körben, die man aus Spänen flicht
Das alles, nur Kerkertüren nicht
Das alles, nur Kerkertüren nicht
Ich bin aus jenem Holze geschnitzt
In das man ein Herz und zwei Namen ritzt
War's gut oder nicht, das wird sich einst zeigen
Und sollte mein Rauch nicht zum Himmel aufsteigen
Dann diene den Vögeln mein trock'nes Geäst –
Und das sei mein Trost – noch zum Bau für ein Nest
Und das sei mein Trost – noch zum Bau für ein Nest