Reinhard Mey
Kleiner Kamerad
Für dich sind alle Dinge ganz vollkommen
Und groß und gut, von Falschheit wohl bewahrt –
Kein Misserfolg hat dir den Mut genommen
Für dich gibt es noch Wunder, jederzeit und jeder Art!
Wie gern seh' ich dich deine Wunder glauben
Wie unbeirrbar hältst du fest daran
Kein Zweifel kann dir die Zuversicht rauben
Und beinah' fang' ich selbst nochmal, mit dir zu glauben an!
Wie bunte Lampions über herbstlichen Wegen
Schaukelst du durch meinen Sinn –
Vergnügt und sorglos, und deinetwegen
Ist es, wenn ich selbst noch einmal vergnügt und sorglos bin!

Das kleinste Nichts versetzt dich in Entzücken
Dafür lässt Weltbewegendes dich kalt –
Kein Streit vermag dich wirklich zu bedrücken
Über den größten Kummer trocknen deine Tränen bald!
Du vergisst nichts und kannst so gut vergessen
Was dich betrübt, ist einfach ungescheh'n –
Ich lern' mit deiner Elle neu zu messen
Und vieles um mich her, lern' ich durch dich erst zu versteh'n!
Wie Drachen, die hoch übers Stoppelfeld steigen
Tanzt du über meinen Sinn –
Schwerelos, frei, und mit dem Reigen
Fliegt auch alle meine Traurigkeit dahin!
Ich mag sie gern, deine unzähl'gen Fragen
Die Neugier und die Unbekümmertheit –
Wie gern hör' ich dich: "Komm' und hilf mir!" sagen
Manchmal wünscht' ich, ich könnte sie festhalten, diese Zeit!
Die Welt wird mir wohl ein klein wenig leerer
Mit jedem Weg, den du alleine gehst –
Mein Sinn wird mir wohl ein klein wenig schwerer
Mit allem, was du selber kannst und ohne mich verstehst!
Mein kleiner Kamerad, so ist das eben
Da gibt's auch keine Extrawurst für uns –
Es trennt die besten Freunde, dieses Leben
Und irgendwann macht es Erwachsene aus kleinen Jungs!

Mein kleiner Kamerad, so ist das eben
Da gibt's auch keine Extrawurst für uns –
Es trennt die besten Freunde, dieses Leben
Und irgendwann macht es Erwachsene aus kleinen Jungs!