Reinhard Mey
Freunde, laßt uns trinken
Auf den guten Wind, der uns hergeweht
Freunde, lasst uns trinken
Wohin der Wetterhahn auch dreht
Bis wir vornüber sinken
D'rauf, dass ich euch im Weltenlabyrinth
Unverdrossen, wohlauf wiederfind'
D'rauf, dass wir noch einmal davongekommen sind
Freunde, wollen wir trinken
Auf die schöne, kurze Zeit zu nehmen und zu geben
Den Augenblick der Ewigkeit, den wir auf Erden leben
Auf die Menschenbrüder im Erdenrund
Freunde, lasst uns trinken
Schwarzes Schaf und armer Hund
Bis wir vornüber sinken
Auf die Nicht-Helden hier und anderswo
Auf die guten Verlierer sowieso
Auf die Treue, diese Nadel im Haufen Stroh
Freunde, wollen wir trinken
Auf die schöne, kurze Zeit zu nehmen und zu geben
Den Augenblick der Ewigkeit, den wir auf Erden leben
Auf jeden, der aufrichtig liebt
Freunde, lasst uns trinken
Den Klügeren, der stets nachgibt
Bis wir vornüber sinken
Auf den Fels in der Brandung, unbeirrt
Auf den, dem ein Kummer den Sinn verwirrt
Auf jedes Kind, das heute Nacht geboren wird
Freunde, wollen wir trinken
Auf die schöne, kurze Zeit zu nehmen und zu geben
Den Augenblick der Ewigkeit, den wir auf Erden leben
So füllt ein letztes Mal den Krug
Freunde, lasst uns trinken
Der kleinste Grund, ist Grund genug
Bis wir vornüber sinken
Denn, wer weiß, wann die letzte Stunde schlägt
Wann der Schreiner die letzte Kammer sägt
Bis man uns die Füße voraus davonträgt
Freunde, wollen wir trinken
Auf die schöne, kurze Zeit zu nehmen und zu geben
Den Augenblick der Ewigkeit, den wir auf Erden leben