Reinhard Mey
An meine alte Jacke
Jeder hat nun mal seine Macke
Und meine erkenn' ich daran
Dass ich mich von der alten Jacke
Nun eben mal nicht trennen kann
Sie ist schon schäbig, keine Frage –
Sie war nie ein kostbares Stück
Doch mir bringt sie, wenn ich sie trage
So manche Erinn'rung zurück
Vor Jahren hab' ich diese Beute
Im Ausverkauf niedergestreckt
Und von diesem Tag an bis heute
Hab' ich immer gerne dringesteckt
Und von diesem Tag an bis heute
Hab' ich immer gerne dringesteckt
Was haben wir zwei nicht zusammen
In dieser Zeit alles erlebt!
Und um alle Kratzer und Schrammen
Ist eine Geschichte gewebt
Sie war dabei als meine Schöne
Zum ersten Mal vor mir stand
Ich weiß, es verschlug mir die Töne –
Und dazu gehört allerhand!
Und später, als ich Etikette
Und die Welt rings um uns zwei vergaß
Da wurde sie für uns zum Bette
Inmitten von Blumen und Gras
Da wurde sie für uns zum Bette
Inmitten von Blumen und Gras
Ich trug sie in guten Stunden
Und wenn ich das Spiel verlor
Sie hat sich für mich zerschunden
Und wärmte mich, wenn ich fror
Ich stand mit ihr im kalten Regen
Und zwischen Smokings ganz allein
In ihr schlug mir Beifall entgegen –
In ihr schlief ich todmüde ein
Ich hab', und das ist nicht geschwindelt
Wenn immer Not am Manne war
Auf ihr auch zwei Söhne gewindelt –
Das macht ihren Wert unschätzbar!
Auf ihr auch zwei Söhne gewindelt –
Das macht ihren Wert unschätzbar!
Und werden Altkleider gesammelt
Dann seh' ich sie abschätzend an –
Die Jacke ist längst so vergammelt
Dass man sie nicht verschenken kann
Ich hab' im Schrank eine fast neue
Die geb' ich dafür gerne her –
Dank dieser List, du alte treue
Rette ich dich einmal mehr!
Es hat jeder seine Macke
Und meine erkenn' ich daran
Dass ich mich von der alten Jacke
Nun eben mal nicht trennen kann
Dass ich mich von der alten Jacke
Nun eben mal nicht trennen kann