Reinhard Mey
Die Waffen nieder!
Gebor'n in einer Stadt, vom Krieg verwüstet und zerstört
Habe ich, seit ich hören kann, "nie wieder Krieg!" gehört
Ich hab' meine Lektion so gut gelernt, hab von so nah
Den Krieg gesehn, daß auch das Kind begriff, was da geschah
Manch Ängste, weiß ich, werd ich nie verlieren
Und Bilder nicht aus meinem Kopf radieren
Und Krieg ist ein Verbrechen, kein Krieg ist je gerecht
Und ihr, die ihn uns schönredet und das Gelübde brecht
Euch fromme Beter hör ich nun eifrig die Trommel rühr'n
Um andere Leute Kinder in eure Schlachten zu führ'n
Erinnert ihr euch, ihr wolltet nie wieder, nie wieder Krieg
Die Waffen nieder!
Es heißt, sie machen ihren Job, sie tun nur ihre Pflicht
Wie ihr es auch verharmlost, so täuscht ihr uns doch nicht:
Der Job heißt Minen legen, die Pflicht heißt bombardier'n
Vernichten und verstümmeln, auslöschen und liquidier'n
Heißt brandschatzen, Menschen zu Tode hetzen
Die eigene Seele für immer verletzen
Manchmal seh ich unter dem Helm ein Kindsgesicht
Aus dem blankes Entsetzen, die schiere Verzweiflung spricht
Wenn es erschüttert sehen muss, für welch schändliche Tat
Für welch schmutziges Verbrechen es sich hergegeben hat
Und ahnt: Die Schuld wirst du nicht los, nie wieder. Nie wieder Krieg
Die Waffen nieder!
Glaubst du, in deinem gottverlaß'nen Loch im Wüstensand
Verteidigst du deine Kinder, dein Dorf oder dein Land?
Glaubst du, wenn du mit deinen großen High-Tech-Stiefeln kommst
Das Land aus hellem Himmel zurück in die Steinzeit bombst
Du könntest es befrei'n durch Blutvergießen
Frieden in die Herzen der Menschen schießen?
Nein, wieder wirst du für eine schlechte Sache mißbraucht:
Für Macht, für Öl, für Stahl, damit der Rüstungsmotor faucht
Die diese große Kumpanei, die dich, wie's ihr gefällt
Am Ende der Welt als lebende Zielscheibe hinstellt
Verwehr' ihr den Gehorsam, sag: Nie wieder! Nie wieder Krieg
Die Waffen nieder!